Der Netflix-Effekt oder die Qual der Wahl

Der Netflix-Effekt und Entscheidungen

Schaust du Netflix? Und weißt du was der Streaming – Kanal mit unseren Entscheidungen zu tun hat? Dann kennst du dieses Phänomen sicher. Die Meisten von uns wollen optimale Entscheidungen für ihr Konsumverhalten treffen. Doch hier macht uns eine zu große Auswahl schlicht einen Strich durch die Rechnung.

Der Netflix-Effekt und Entscheidungen - die Qual der Wahl

Der Neflix-Effekt und Konsumverhalten

Dies wird in der Psychologie inzwischen auch ‚Netflix Effekt‘ genannt. In der Hoffnung auf die beste Auswahl für einen Film scrollen viele oft stundenlang durch die Streaming Plattform, um am Ende Müde von der Suche einfach einzuschlafen, oder doch nur wieder die gute altbekannte Serie anzusehen.

Dieser Effekt wirkt auch bei unseren Kaufentscheidungen in gewöhnlichen On- und Offline Geschäften. Sicher kennst du das auch an anderen Beispielen. Vielleicht brauchtest du mal einen neuen Mixer und weil die Auswahl so groß war, hast du das Geschäft ohne Mixer verlassen, oder du hast das gleiche Modell gekauft, das du vorher schon hattest.

Zuviel Auswahl macht uns Unglücklich

Ein weiteres Beispiel ist hier auch IKEA. Man nimmt den Prozess des Durchlaufens hin, weil es dort günstig Möbel in gutem Design gibt und nicht unbedingt, weil man sich nach einem Möbel Marathon in Sachen Entscheidungen sehnt.

Gesagt will sein, es gibt tatsächlich ein „Zuviel des Guten“. Denn wir sind glücklicher, wenn die Auswahl limitiert ist oder wenn wir uns für die Option „gut-genug“ entscheiden.

Aldi zum Beispiel verfolgt das Geschäftsmodell der limitierten Auswahl schon sehr lange erfolgreich. Und wenn du vielleicht auch noch zu den glücklichen Besuchern der guten alten Modeboutiquen gehörst, dann zählst du vermutlich auch zu den tendenziell Glücklicheren beim Einkaufen. Denn der Aufpreis, den du in einer kleinen Boutique für die guten Stücke zahlst, ist deine Entschädigung für die Zeit bei der Vorauswahl. Denn diese hat dir die hoffentlich freundliche Verkäuferin beratend abgenommen.

Wie wir Entscheidungen treffen

Barry Schwartz, Professor für Psychologie in Pennsylvania unterscheidet hier zwischen: rationaler und intuitiver Entscheidung. Bei rationalen Entscheidungen wägen wir die Kriterien systematisch gegeneinander ab. Im Gegensatz dazu sind intuitive Entscheidungen nicht zwingend emotional, sondern die Entscheidung erfolgt unbewusst, das heißt wir kennen die Gründe nicht wirklich, die den Impuls zum Kauf auslösen. Das heißt wir mögen das Sweatshirt wissen aber nicht warum. In diesem Beitrag findest du mehr zum Thema Entscheidungen und Loslassen.

Ratio versus Intuition

Dieses Phänomen ist auch schon von Daniel Kahneman bekannt, der in „Schnelles Denken, langsames Denken“ diesen Effekt bei Entscheidungen erklärt. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, ist darauf trainiert schnelle emotionale Entscheidungen zu unterdrücken, um erstmal darüber nachzudenken, ob er sich diesen Kauf leisten kann. Somit wird er bewusst seinen Verstand (das Ratio bzw. das langsame Denken und Abwägen), zurückgreifen.

Einkaufen um glücklich zu sein

Doch auch hier gibt es noch ein Paradox. Denn Menschen wollen sich in bestimmten Lebensphasen oder auch in Krisen durch Käufe auch glücklicher fühlen. Deshalb ist bereits bekannt, dass der aktuelle Lockdown, ausgelöst durch die Pandemie das Konsumverhalten der Menschen beeinflusst hat. Dazu wird es künftig sicher viel neues an Studien geben.  

Der Einfluss des Marketing auf Entscheidungen

Die Werbung und das Marketing und auch das Personal Branding nutzt diese Effekte inzwischen ausgiebig aus. Unter anderem wird dies im Framing Effekt erklärt. Im Marketing kann man allerdings mit Hilfe vieler Tools messen und analysieren, welche Klicks zu Verkäufen führen und welche eher nicht. Denn es gibt viele Möglichkeiten den Kunden während und nach einem Kaufprozess zu beeinflussen. Man könnte annehmen das die Verbraucher inzwischen die Tricks der Scheinrabatte, fadenscheiniger Qualitätssiegel oder mancher Statusversprechen kennen, oder? Doch laut Barry Schwartz, ist diese Vermutung weit gefehlt. Es sind zwar Lerneffekte bei den Verbrauchern eingetreten, dennoch wird hier mit ungleichen Waffen gespielt.

Marketing arbeitet heute wissenschaftlich fundiert

Das digitale Marketing hat sich weiterentwickelt und arbeitet heute mit fundierten wissenschaftlichen Studien aus der Verbraucherpsychologie. Dies in enger Zusammenarbeit mit Digitalen Riesen wie Google oder auch Plattformen wie Facebook oder LinkedIn, um das Verhalten und die Entscheidungen von Verbrauchern noch mehr zu durchschauen. Die Digitale Manipulation wird also kontinuierlich aufgerüstet. Denn der Kampf um die Aufmerksamkeit des digitalen Nutzers wächst und wächst.

Deshalb sind wir als Kunden einer Beeinflussung ausgesetzt, die selbst dann wirkt, wenn uns bewusst ist, dass wir in dem Augenblick manipuliert werden. Unter anderem wir hier der Anker-Effekt angewendet. Hier geht es um unmittelbare Vergleiche. Nehmen wir mal an, du willst eine Online Ausbildung absolvieren. Nun hast du die Wahl zwischen einem bewusst richtig teurer angebotenen Kurs und einem der bezahlbar ist. Hier kommt dir der bezahlbare Kurs oder sogar ein kostenloser Kurs nun wie ein Schnäppchen vor. Wir alle kennen diese Tricks, doch meist fallen wir immer wieder darauf herein.

Vielleicht passt du ja aber jetzt doch noch mehr auf und wägst deine Entscheidungen noch etwas bewusster ab.

Alles Liebe und bis zum nächsten Mal,

Deine Doreen

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